Rund um Schalke
  01. Juni 1931
 


» Ein legendäres Freundschaftsspiel «


Eine der schlimmsten Tragödien um den FC Schalke 04 findet 1930 statt.

Am 25. August 1930 verurteilt der Westdeutsche Spielverband den
FC Schalke 04. Er verhängt über 14 Schalker Spieler der 1. Mannschaft eine lebenslängliche Sperre und schließt 8 Vorstandsmitglieder aus. Darüber hinaus wird Schalke von allen Spielen ausgeschlossen.

Was aber ist der Hintergrund für dieses harte Urteil? Das Amateurstatut des Westdeutschen Spielverbandes gestattet den Spielern 5 Mark Spesen. Schalke aber zahlt - wie alle anderen Vereine auch - 10 Mark an Spesen.

Obwohl dies auch im Verband bekannt ist, statuiert man an Schalke ein Exempel. Hierzu muss man wissen, dass Schalke viele Einwanderer in seiner Mannschaft spielen lässt und daher außerhalb des Ruhrgebietes einen schlechten Ruf als „Polacken- und Proletenclub“ hat. Und das ausgerechnet dieser Verein mit seiner Spielkunst so erfolgreich ist, passt vielen nicht.

Dann aber geschieht das Unfassbare. Nur 3 Tage nach diesem Urteil begeht der Schalker Finanzobmann Willi Nier, der sich verantwortlich dafür fühlt, Selbstmord.

Aufgrund dieser Tragödie und den Eingaben des Vereins zieht der Westdeutsche Spielverband nur wenige Tage später den Ausschluss Schalkes vom Spielbetrieb wieder zurück.

Für Schalke geht es nun nur noch darum, den Klassenerhalt zu schaffen. Der Spielbetrieb kann nur mühsam aufrecht erhalten werden, aber es gelingt tatsächlich einer Mischung aus 2. Mannschaft, Altherren und Nachwuchs, den Abstieg zu vermeiden.

Nach zahlreichen Eingaben tagt Mitte Mai 1931 der DFB. Er revidiert das Urteil und weist den Westdeutschen Spielverband an, alle Schalker Spieler Ende Mai 1931 zu begnadigen.

Nur einen (!) Tag nach dem Ende der Sperre findet am 01. Juni 1931 in der Glückauf-Kampfbahn ein Freundschaftsspiel zwischen dem FC Schalke 04 (Vorjahresmeister) und Fortuna Düsseldorf (aktueller Meister) statt.

An diesem Tag kam es zu nie dagewesenen, unglaublichen Vorgängen. Obwohl es nur ein Freundschaftsspiel ist, scheuen die Schalker Fans selbst die weiteste Anreise nicht und so kommt es, dass Gelsenkirchen an diesem Tag mit Autos, Fahrrädern, Motorrädern, Lastwagen sowie kleinen und großen Bussen regelrecht überschwemmt wird.

Die Glückauf-Kampfbahn fasst 35.000 Zuschauer.
Aber binnen kürzester Zeit ist das Stadion mit
40.000 Zuschauern bereits überbelegt, sodass die Polizei Absperrungen errichtet.
Vor den Toren aber hoffen weitere 20.000 bis 30.000 Menschen, noch eingelassen zu werden.

 

Nachdem sich nichts abzeichnet, suchen sich die Menschen selbst einen Weg über die Grünflächen und überrennen die polizeilichen Absperrungen. Diesem Ansturm steht die Polizei absolut machtlos gegenüber.

Nachdem auf den Rängen kein Platz mehr ist, verschaffen sich die Zuschauer Zutritt zum Innenraum. Nach wenigen Minuten herrscht dort totales Chaos, aber alles bleibt friedlich. Außerhalb der eigentlichen Spielfläche gibt es keinen einzigen Zentimeter mehr Platz. Die Menschen sitzen unmittelbar neben den Außen- bzw. Torlinien.

Nach größtenteils übereinstimmenden Berichten befinden sich insgesamt 70.000 (!) Zuschauer in der Glückauf-Kampfbahn.

Undenkbar, aber das Spiel wird tatsächlich angepfiffen. Schalke gewinnt dieses Spiel mit 1:0 durch ein Tor von Hennes Tibulski.

Das Spiel selbst und das Ergebnis aber sind absolute Nebensache.

Das einzige, was an diesem Tag wirklich zählt ist: Schalke ist wieder da!!!



 
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