Aber ich entwickelte etwas, was mir und letztlich auch der Mannschaft zu Gute kam, einen extremen Torriecher. Die Gründe dafür sind aber teils auch egoistisch gewesen, denn ich hatte nicht allzu viel Lust, immer nur zu laufen. Mit Ball ja, ohne machte es keinen Spaß. Also habe ich - übertrieben gesagt - die anderen laufen lassen und mich dann dahin gestellt, wo der Ball einfach irgendwann mal hinkommen musste.
Das klappte so gut, dass ich in etwa 17 Jahren auf weit über 100 Tore kam, darunter ein (!) einziges Kopfballtor. Denn mein Kopf und der Ball wurden nie Freunde.
Ich habe sowohl mit der B-Jugend (als 16-jähriger) als auch mit der A-Jugend (als 18-jähriger) zwei Meisterschaften feiern dürfen und durch meine Tore habe ich einen Teil dazu beigetragen.
Allerdings vergessen werde ich auch nicht ein Tor als 18-jähriger Nachwuchsspieler in der 1. Mannschaft. Dieses ging leider in die falsche Richtung, es war das 3:2 für den Gegner. Am Ende hieß es 4:2 und wir sind abgestiegen.
In der letzten Saison als A-Jugendlicher wurden wir Meister. Wir verloren zwar bei unserem stärksten Kontrahenten mit 0:1, aber am Ende reichte es. In diesem Spiel traf ich auf Peter Hermann, den ehemaligen Co-Trainer von Schalke. Ich war fußballerisch bestimmt nicht schlecht und ich hatte nur ganz wenige direkte Duelle gegen ihn, weil ich ja im Sturm spielte und er beim Gegner im Mittelfeld. So sehr ich mich auch anstrengte, ich glaube, ich habe nur wenige gegen ihn gewonnen.
Peter Hermann war damals bereits der große Star und sein Weg war schon vorgezeichnet. Aber von einem "Star" merkte man nichts, spielerisch ja, menschlich aber war er immer schon äußerst mannschaftsdienlich, stellte sich nie in den Vordergrund, eher fast zurückhaltend. Damals, wie auch heute, ein fairer Gegner und ungemein beliebter Sportskamerad.
Durch eine Verletzung war das Fußballspielen dann mit 27 Jahren vorbei. Aber ich konnte mich vom Fußball nicht trennen.
Ich wurde Schiedsrichter und das etwa 16 Jahre lang. Hier hatte ich tolle Erlebnisse, wurde ich doch als Nachwuchsschiedsrichter mehrfach für ein Schiedsrichtergespann nominiert, das von einem Schiedsrichter geleitet wurde, der die Zulassung für die 2. Bundesliga hatte.
In diesen 16 Jahren kam im Rheinland und speziell bei uns im Kreis das Thema Damenfußball groß heraus (ja, damals hieß es „Damenfußball“, nicht wie heute einfach „Frauenfußball“). Und die suchten einen Trainer. Also habe ich es mal probiert. Am Anfang mit teils über 30 Spielerinnen, was ich aber dann nicht mehr alleine bewältigen konnte. Später reduzierte sich das alles, aber es war immer ein Stamm von 17 oder 18 Spielerinnen vorhanden. Am Anfang unserer Spiele kamen die Zuschauer mehr aus Neugierde und Spaß, später allerdings bewusst, um oft sehr gute Spiele zu sehen. Wir wurden sehr bekannt, weil wir - in einem Dorf mit etwa 1.700 Einwohnern - bei jedem Heimspiel über 100 Zuschauer hatten, mehr als die meisten Männermannschaften in unserem Kreisgebiet. Das alles dauerte wunderschöne 7 Jahre, allerdings reichte es als beste Platzierung leider nur zu einer Vizemeisterschaft und einem dritten Platz.
Nun, heute helfe ich mit dieser ganzen Erfahrung meinem Herzensverein aus der Ferne am Fernseher oder auf Schalke in der Arena. Aber leider, leider hören sie nicht allzu oft auf mich!!!
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