Ende Juni 2010 erhielt ich auf der Arbeit einen Anruf eines befreundeten Kollegen, der mir mitteilte, dass Raul wohl demnächst bei Schalke spielen würde.
„Raul“, habe ich gefragt, „welcher Raul?“.
Er war etwas irritiert: „Wie welcher Raul? Der Raul.“
„Na“ habe ich gesagt, „da hat man dir aber einen schönen Bären aufgebunden“.
So fing eine Geschichte an, die meine Fußball-Welt und die aller Schalker für immer verändert hat.
Es war unfassbar, aber ein Weltstar kam zur Saison 2010/2011 zu Schalke. Einer, von dem alle nur mit Ehrfurcht sprachen und den die Welt in höchsten Tönen lobte.
Und dann? Dann kam ein Mensch, wie Schalke noch nie einen erlebt hatte.
Wir hatten alles erwartet, nur das nicht. Da kam kein hochnäsiger oder eingebildeter Weltstar, da kam ein ganz normaler Mensch. Etwas schüchtern, liebevoll, aufgeregter als wir, total zurückhaltend.
Und das sollte ein Weltstar sein? Einer der Schalke führen sollte???
Oh ja, er war ein Weltstar und was für einer!!! Er führte Schalke auf seine Art und Weise, auf eine, die wir noch nie erlebt hatten und mit der ihm in nur wenigen Wochen etwas gelang, was noch niemals vorher jemanden gelungen war: Er eroberte unsere Herzen in einer unfassbaren Art und Weise und hat sich dort für alle Ewigkeiten eingenistet.
Aber damit nicht genug, er, der Ruhige, der Schüchterne, der Feinfühlige, er verzauberte nicht nur uns Schalker, nein, er verzauberte die ganze Bundesliga und niemals vorher hat ein Spieler so viel Anerkennung von anderen Vereinen und deren Fans erhalten.
Seine Leistungen waren grandios, aber er war sich nie zu schade für die „Drecksarbeit“. Seine Leidenschaft, sein Kampfgeist ergriff die ganze Mannschaft und rettete manch verloren geglaubtes Spiel.
Zwei Jahre verzauberte er Schalke und die ganze Bundesliga. Niemals hörte man auch nur ein einziges negatives Wort über ihn.
Als er ging, weinte ganz Schalke, aber auch er. Niemals vorher habe ich so etwas erlebt.
Ich hatte das Glück ihn kennen zu lernen und ich hatte auch das Glück, mich in seinem Abschiedsbuch eintragen zu dürfen.
Er ging, aber in unseren Herzen ist er immer noch und ich höre immer noch das ganze Stadion, wenn alle aufstehen und nur ein Name klingt:
Rauuuuuuuul.